Veranstaltung: | Mitmischen. Für einen l(i)ebenswerten Werra-Meißner-Kreis |
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Tagesordnungspunkt: | 2 Landwirtschaft, Wald, Ernährung, Verbraucherschutz, Tierschutz |
Antragsteller*in: | Kreismitgliederversammlung (dort beschlossen am: 01.09.2015) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 20.02.2020, 15:39 |
A2: Für alle, denen Landwirtschaft am Herzen liegt (AUS DEM PROGRAMM 2016)
Antragstext
Der Werra-Meißner-Kreis wird stark durch seine vielfältige Landschaft
sowie die Land- und Forstwirtschaft geprägt. Für unsere kleinteiligen
landwirtschaftlichen Flächen besitzt die regionale Vermarktung einen
besonderen Stellenwert. Mit der Bewirtschaftung extensiv genutzter
Flächen trägt unsere Landwirtschaft entscheidend zum Erhalt der
reizvollen Landschaft und zur Versorgung mit hochwertigen
Lebensmitteln im Kreis bei. Die Leistungen der heimischen
Landwirtschaft für unsere Gesellschaft bedürfen einer stärkeren
gesellschaftlichen Würdigung. Unser Wirtschaften darf dabei nicht zur
Ausbeutung der Umwelt und der Tiere führen. Deshalb setzen wir uns
für eine nachhaltige Landwirtschaft zur Sicherung einer hochwertigen
Lebensgrundlage auch für kommende Generationen ein.
Erfolge, die wir verbuchen können
Als Konsequenz des Strukturwandels in der Landwirtschaft stellt die
drohende Verbuschung von Grünlandflächen, besonders auf
ertragsschwachen Standorten wie im Meißner-Vorland, Hessisch
Lichtenau und Ringgau, ein großes Problem im Werra-Meißner-Kreis
dar. Es ist dem Kreis unter Leitung des GRÜNEN Dezernenten, Dr.
Rainer Wallmann, gelungen, eine breit angelegte Strategie zur
Grünlandsicherung zu entwickeln. Gemeinsam mit betroffenen
Landwirten, Obstbauern und Schäfern wurden bereits erste Projekte
und Kooperationen begonnen. Unter anderem ist ein eigenes
Förderprogramm für Streuobstwiesen entstanden.
Ein wichtiger Meilenstein zur Ausweitung des Ökolandbaus wurde mit
der Auszeichnung des Werra-Meißner-Kreises als „Modellregion
Ökolandbau Hessen“ erreicht. Gemeinsam mit dem Landkreis Kassel
und dem „ Zentrum für Ökologische Landwirtschaft und Nachhaltige
Regionalentwicklung, e.V.“ (ein Förderverein der Universität Kassel)
werden zahlreiche Projekte in den Bereichen Produktion, Vermarktung
und Bildung umgesetzt bzw. unterstützt. Damit wird das Profil der
Bioregion Werra-Meißner maßgeblich weiter entwickelt.
Vorhaben, die wir umsetzen wollen
Auf Basis der übergeordneten Ziele wollen wir u.a. folgende Ideen und
Projekte umsetzen:
Im Bereich der Existenzsicherung hat der Erhalt landwirtschaftlicher
Flächen und regionaler Verarbeitungsstrukturen Vorrang. Eine
intensivere Agrarberatung sowie eine noch mehr auf Bürger- und
Betriebsnähe ausgerichtete Verwaltung, die praxisorientierte
Genehmigungsverfahren durchführt, sollen dazu beitragen. Darüber
hinaus müssen innovative Produkte und Produktionsweisen gefördert
und beworben werden. Wir GRÜNE setzen uns für eine faire
Preisgestaltung in der Landwirtschaft ein. Dies sichert die Existenzen
unserer heimischen Betriebe.
Der Werra-Meißner-Kreis soll gentechnikfreie Region bleiben. Wir
fordern, dass „rollende Gentechnik-Labore“, die den Kindern
„spielerisch“ den Umgang mit dieser Technik beibringen sollen, nicht
im Werra-Meißner-Kreis eingesetzt werden. Die Gentechnik dient nicht
den Menschen, sondern den Gewinninteressen der Chemie-Konzerne
und erzeugt für Menschen und Tiere ungesunde Lebens- und
Futtermittel sowie weitere unkalkulierbare Risiken.
Eine artgerechte Tierhaltung ist unabdingbar. Aus diesem Grund
wollen wir keine Massentierhaltung! Die Agrarberatung muss zur
konsequenten Verringerung des Antibiotikaeinsatzes in der
Tierhaltung führen. Beweidungsstrategien müssen unterstützt werden
(z.B. mobile Hühnerhaltung). Tierwohlgerechte Stallumbauten
erhalten individuelle Förderberatungen. Den vermehrten Einsatz alter
und existenzbedrohter Nutztierrassen wollen wir GRÜNE im Werra-
Meißner-Kreis fördern.
Um die regionale Vermarktung voranzubringen, setzen wir GRÜNE uns
für eine Absatzbündelung regionaler und ökologisch erzeugter
Produkte ein. Das ist der erste Schritt, um regionale Bio-Lebensmittel
flächendeckend in Schulen und Kindergärten anbieten zu können.
Auch Lieferdienste, Direktvermarktung und Wochenmärkte tragen zur
regionalen Vermarktung bei. Der Erzeuger-Verbraucher-Dialog muss
weiter ausgebaut werden. Innovative Ansätze wie z.B. die Solidarische
Landwirtschaft („SOLAWI“), Kochevents mit regionalen Bio-Produkten
und „Weide-Genossenschaften“ unterstützen diesen Prozess.
Eine wichtige Aufgabe des Landschaftsschutzes ist die Sicherung
naturschutzfachlich hochwertiger Grünlandstandorte (z.B.
Beweidungsprojekte). Agrarumweltmaßnahmen unterstützen diese
Projekte. Wir streben die Sicherung des im Werra-Meißner-Kreis
bestehenden Verhältnisses zwischen freien Flächen und Wald bzw.
Siedlungs-, Verkehrs- und Ausgleichsflächen an. Das Streuobstwiesen-
Förderprogramm verknüpft die Landschaftspflege mit dem
Wandertourismus.
An erster Stelle steht bei der Ökologisierung die Umsetzung der
„Modellregion Ökolandbau“. Darüber hinaus setzen wir GRÜNE uns
dafür ein, dass sich auch konventionell wirtschaftende Betriebe an
diesem Prozess beteiligen können, z.B. durch eine verstärkte Nutzung
der Förderprogramme für Agrarumweltmaßnahmen. Die Sicherung der
extensiven Landwirtschaft muss dabei ebenso unterstützt werden wie
die Ausweitung des Futtermittelanbaus vor Ort.
Der Standort Witzenhausen der Universität Kassel ist ein wichtiger
Partner für den Werra-Meißner-Kreis. Der Ausbau und die Stärkung des
hier angesiedelten Fachbereichs „Ökologische Landwirtschaft“ haben
hohe Priorität. Wir wollen den Informationsaustausch zwischen der
Hochschule und den Kommunen bzw. dem Landkreis fördern. Die
Politik soll zum Beispiel am Hochschultag teilnehmen und der
Universität „Jahresgespräche“ anbieten. Dadurch wird die gemeinsame
Umsetzung konkreter Projekte erleichtert. Die Kooperation zwischen
Universität und Schulen im Werra-Meißner-Kreis wollen wir fördern.
Begründung
Diese Formulierung stammt aus dem GRÜNEN Programm zur Kommunalwahl 2016. Sie soll anregen und kann ebenfalls als Diskussionsgrundlage genutzt werden.
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